Im Juni des laufenden Berichtsjahres fand -nun schon zum vierten Mal- der "IKZ Summer Course on Crystal Growth" statt. In der in der Woche vom 08. - 12.06 2009 hielt Prof. Aleksandar Ostrogorsky vom Rensselaer Polytechnic Institute in Troy, NY (USA) fünf Lektionen unter der Generalüberschrift "Heat and Mass Transfer in Crystal Growth". Nach J. Derby, A. Chernov und T. Nishinaga konnte auch dieses Mal mit A. Ostrogorsky ein international anerkannter Experte als Referent gewonnen werden. Ostrogorsky erhielt 1977 sein Diplom in "Mechanical Engineering" von der Universität Belgrad im damaligen Jugoslawien. 1981 erwarb er den Master-Grad in "Nuclear Engineering" am Rensselaer Polytechnic Institute (RPI) in Troy, N.Y., und 1986 schließlich den MSc-Grad in Mechanical Engineering am MIT in Cambridge. In dieser Zeit und weiter bis 1987 arbeitete er am MIT mit August Witt zusammen, einem der maßgeblichen Kristallzüchter dieser Zeit. Weitere Stationen seiner wissenschaftlichen Laufbahn waren die Columbia University in New York und ein Jahr als Alexander-von-Humboldt-Fellow bei Prof. Georg Müller in Erlangen. 1993 kehrte er als Professor an das RPI zurück. 1999/2000 war er Direktor des Zentrums für Mikro-Schwerkraft und Materialforschung an der University of Alabama, Huntsville. Ostrogorsky ist Mitglied zahlreicher Wissenschaftlicher Vereinigungen und erhielt eine Reihe wissenschaftlicher Auszeichnungen. Er spielt eine maßgebliche Rolle in der internationalen Kristallzüchter-Community. Seiner Ausbildung und Biographie folgend hat Ostrogorsky auf sehr vielen Gebieten, insbesondere der Fluid-Dynamik und der Wärmeübertragung, gearbeitet und sich mit sehr unterschiedlichen Materialien, von relativ niedrig schmelzenden opaken Halbleitern bis zu hochschmelzenden transparenten Oxidkristallen beschäftigt, bei denen der Wärmetransport von unterschiedlichen Prozessen dominiert wird. Diese Vielseitigkeit, die auf allen Gebieten mit eigener Forschung verbunden ist, prädestinierte ihn ganz besonders als Vortragenden für den Sommerkurs 2009. Nachdem im Vorjahr eher Wachstumsmechanismen und Vorgänge auf und an Kristalloberflächen eine Rolle spielten, konzentrierte sich der diesjährige Kurs vorwiegend auf makroskopisch zu beschreibende Prozesse, viskose Flüsse und Wärmeübertragung durch Strahlung. In einem anspruchsvollen Programm behandelte Ostrogorsky den Stoff- und Wärmetransport durch Diffusion und Konvektion, Segregationserscheinungen, Grenzschichten, natürliche Konvektion und Turbulenz. Der erfahrenere Kristallzüchter erfuhr etwas über die Ableitung häufig verwendeter Gleichungen, etwa von Ausdrücken für die Grenzschichtdicke, und über ihre Grenzen. Der junge Kristallzüchter erhielt einen Überblick über Analogien und Unterschiede von Wärme- und Massetransport. Der Kurs war anspruchsvoll, auch die mathematischen Probleme der Behandlung von beispielweise turbulenten Strömungen wurden gelegentlich bis in ihre Tiefen beleuchtet. Vielleicht wurde man gelegentlich von der Fülle des Stoffs überrollt, aber genau diese Fülle macht es so schwer, sich selbst einen Überblick über die Masse- und Wärmetransportphänomene, die beim Kristallwachstum eine Rolle spielen, lesend zu erarbeiten. Der diesjährige Sommerkurs bot eine hilfreiche Führung, welche den notwendigen eigenen Weg erleichtert. Erwähnt werden soll auch, dass auch beim diesjährigen Kurs ein wesentlicher Aspekt das Erlebnis der Persönlichkeit des Lektors war. Die Zuhörer konnten Aleksandar Ostrogorsky als einen kompetenten, kritisch hinterfragenden und menschlich sympathischen Wissenschaftler kennenlernen.